
Skyes Freundin Ivy erwartet uns am Zoll und führt uns erstmal in ein Cafe. Wir müssen ja noch auf das Gepäck warten, das alles zuerst durchleuchtet wird. Anschliessend fahren wir mit vieel Gepäck zu Skyes Wohnung, die ziemlich zentral in Jamestown, dem Hauptort der Insel, liegt.
St. Helena selber ist überschaubar (wenn man denn auf dem über 800 müM hohen Diana's Peak steht und es dort nicht gerade nebelt): Über das Land verteilen sich etwa 4000 Leute und etwa 2 Drittel davon leben in Jamestown oder Umgebung.
Wenn man vom Schiff her kommt (anders ist ein Zugang auch gar nicht möglich), sieht das Eiland etwas unzugänglich aus. Das ändert sich aber ganz gewaltig je mehr man ins Innere fährt. Da wird es dann wirklich tropisch feucht und dschungelhaft!
Wir sind ja nur 7 Tage hier, also haben wir uns ein ambitioniertes Programm zugelegt. Zuerst einmal eine Rundtour um einen Überblick zu bekommen! Wir entdecken den herzförmigen Wasserfall, pflanzen endemische Bäume, finden den seltenen Wirebird, essen einen einheimischen Reiseintopf (von der Reiseleiterin selbst gekocht) und bekommen eine Einsicht in die hiesigen Schulen. Wohin man auch geht und steht, die Aussicht ist wunderbar und die Kamera kann gar nicht mehr aufhören mit Knipsen!
Abends probieren wir Jacob's Ladder aus. Sie führt von Jamestown zu einer ehemaligen Festung hoch in sagenhaften 699 (!!) Stufen. Ein 'must' für alle Touris – doch wir schaffen das!
Das Inseltempo ist sehr relaxed. Alle grüssen alle, und ganz schnell fängt man an mit wildfremden Leuten zu plaudern. Ein 5-Minuten-Spaziergang weitet sich so ohne weiteres zu einer halben Stunde aus. Kein Problem für uns, die wir genügend Zeit mitgebracht haben. Wir gehen also öfters downtown und winken wie die Queen. Öffentliche Internetverbindungen sind sauteuer und rar hier. Frische Gemüse und Früchte sind ein wenig Glückssache, und des öfteren wird Massenqualität von Südafrika eingeführt. Da wir aber – wie gesagt – Zeit haben, schauen wir ein paarmal im täglichen Bauernmarkt rein und bekommen dann auch die einheimischen handgezogenen und -gepflückten Schätze!
Wer in Geschichte aufgepasst hat, weiss, dass Napoleon seine letzten Jahre hier verbracht hat. Also darf eine Tour auf seinen Spuren auch nicht fehlen. Eigentlich hat er ganz gut gelebt – so in etwa könnte ich mir auch ein Exil hier vorstellen – wenn da nicht Schimmelpilz, Ratten und Termiten gewesen wären!!
Man kann hier ganz gut wandern, und es gibt an verschiedenen Orten Stempel zum Eintragen in eine Wanderkarte. Wir machen das anders: Wir holen uns Zertifikate: Für unsere Bäume, unsere Wirebirds und unsere Besteigung der Jacob's Ladder! Lieber Geld ausgeben als sich anstrengen!!
Mit dem Kochen bei Skye zuhause wechseln wir uns ab, so dass manchmal die europäische Küche, manchmal die hiesige und manchmal die zimbabwische Küche zum Zuge kommt. Oder wir gehen auswärts essen. Susanne bekommt jedenfalls immer ihre vegetarische 'Extrawurst', das ist gar kein Problem hier.
Gerne sitzen wir dann nachher noch bei Donny's im Pub am Hafen (Waterfront!) herum und diskutieren mit Ivy und Eddie zusammen über die Insel, Gott und die Welt.
Eddie arbeitet beim St.Helena National Trust und zeigt uns seine Lieblingsstellen auf der Insel. Er kennt sich unheimlich gut mit Flora und Fauna auf der Insel aus. Er zeigt uns ein Wirebird-Nest (davon gibt es noch ca 120 auf der Welt) und zwei noch ganz junge Vögel kann er fangen und uns vor die Kamera stellen. Es ist erstaunlich, wie die Viecher gar keine Angst mehr vor ihm haben, und wir nennen ihn von nun an den 'Wirebird-Flüsterer'.
Ein grosses Thema für die Bewohner ist die Auswanderung der Jungen, und damit verbunden die Zukunft der Insel. Es wird nur ganz wenig und in kleinen Mengen etwas exportiert, hingegen ist St. Helena stark abhängig von staatlichen Zuschüssen, Importen aus UK und Südafrika, sowie dem Geld, das die vielen Expats nach Hause schicken. Es gibt aber – über die Kleinlandwirtschaft hinaus – kaum Oekonomie oder Industrie auf der Insel – so wandern die Jungen aus an die englischen Hochschulen und kommen mangels Perspektive nicht mehr zurück. Und bald fehlt hier schon eine ganze Generation....
Die Zugänglichkeit zur Insel muss verbessert werden, darin sind sich alle einig. Aber wie? Die einen möchten gerne einen Flughafen bauen mit regelmässigen Charterflügen und Hotels, so dass es dann aussieht, wie auf den Kanaren. Nur ist die Insel viel kleiner und so ein Eingriff würde sicherlich die Infrastruktur überbelasten und den Charakter der Leute und der Insel ganz gewaltig verändern (Warum nur lernen wir nie was aus der Geschichte und wollen dieselben Fehler nochmals machen?).
Ein sanfterer Weg wäre der Ausbau des Hafens zu einem zur Gänze wellengeschützten Ort, um Segler und hie und da ein Kreuzfahrtschiff anzulocken, dazu einen Flugfeld für Notfälle. Eine andere Idee: Wasserflugzeuge, die regelmässig zwischen Kapstadt, St. Helena und Ascension (Verbindung nach UK) shuttlen würden.
Wir werden sehen, für was sich die Insulaner entscheiden.... Für uns Touris ist es klar: Es muss eine sanfte und nachhaltige Version sein!
Die letzte Tour führt uns in einem Oldtimer aus dem Jahre 1926 (!) schlussendlich noch zum Sitz des Gouverneurs und zum Archiv, das reich an Landkarten, Gemälden und (Auf-)Zeichnungen aus früheren Jahrhunderten ist. Im Garten des Gouverneurs treffen wir auf Jonathan, die Schildkröte. Mit einem gesicherten Alter von 176 Jahren (aber vermutlich sogar älter als 200) hat er schon viele Politiker kommen und gehen sehen. Er lässt sich gerne kraulen und kitzeln; und am liebsten hätten wir ihn in unser Handgepäck genommen und zuhause auf den Balkon gestellt!