Es ist Alles noch sooo unwirklich!! Die erste Etappe liegt schon hinter mir!!! Das Leben an bord war unbeschreiblich ruhig, aber nie langweilig!!! Die See hat mich nicht verschluckt, im Gegenteil: Sie hat mehr oder weniger die ganze Zeit Bodensee gespielt, in tausend verschiedenen Farben!!!
anbei meine ersten Tagebuchaufzeichnungen:
Sonntag 1. August
Noch sind wir, Freddy, Urs und ich in Genua und warten... Zwischenzeitlich kennen wir auch den ersten Mitreisenden an Bord: Francois aus Lausanne, ein Sänger und Lebenskünstler, der mit dem Velo durch die USA fahren will. Der Arme! Ist er doch von Lausanne nach Fors sur Mer geradelt, nur um dort zu erfahren, dass die französischen Hafenarbeiter streiken und dass unser Schiff dafür die Fracht in Genua nimmt. Das ist auch der Grund für unsere verspätete Abreise.
Montag, 2. August
Wir dürfen an Bord!Am Terminal treffen wir auf Fahrgast Nr. Drei: Reinhold, ein Spediteur aus Weil am Rhein, der zum ersten Mal seit 30 Jahren länger als eine Woche Ferien macht. Zu aller erst werden uns die Kabinen zugeteilt. Ich erwische die grösste!!! Echt gediegen! Sofa, Salontisch, Kommode, Schreibtisch, Schrank, und ein nicht zu kleines Bett- Blauer Hochflorteppichboden und Matissebilder runden den Gesamteindruck ab.
So als nächstes nimmt uns Antony, der safty officer in Empfang und zeigt uns das Schiffshaus. Wir Passagiere haben einen eigenen Salon, mit TV DVD,Kühlschrank,Spiele und weiteren Schnickschnack zur Verfügung. Ausserdem gibt es eine kleine Bibliothek, einen Fitnessraum und ein kleines Schwimmbecken, das bei ruhiger See täglich frisch mit Meerwasser gefüllt wird!
Für alle Fälle ist das Krankenzimmer da.
Wir werden für den Sicherheitsdienst fotografiert.und bekommen später unsere Ausweise.
So jetzt werden wir dem Kapitän vorgestellt. Der führt uns ins tägliche Leben an Bord ein und erklärt uns die wichtigsten Regeln: Im Hafen müssen die Türen abgeschlossen werden, Wir dürfen uns ums Schiffshaus herum aufhalten, aber nicht auf der Ladefläche oder der Brücke. Wenn wir von Bord gehen , müssen wir uns vorher abmelden und wieder anmelden. Im Hafengebiet müssen wir Helm und Signalweste tragen.
Wir essen zusammen mit den Offizieren und dem Kapitän. Zwar gibt es feste Essenszeiten, aber wir dürfen jederzeit nach Obst, und anderen Snacks fragen. Auch alkoholfreie Getränke dürfen wir uns immer nehmen! In der Kabine steht schon ein Wasservorrat.
3.August
Eigentlich sollten wir heute abend auslaufen, aber es fehlen immer noch Container, die eigentlich für Frankreich bestimmt waren. Schade aber wir haben genug mit fotografieren und zuschauen zu tun. Es ist echt spannend, das Treiben im Hafen zu beobachten. Ich habe Glück: mein Fenster wird nicht mit Containern zugestellt, so kann ich gut das Meer sehen.
Wir drei entscheiden uns für einen gemeinsamen Landgang in Voltri.
Abends spielen wir zusammen Karten.
4.August
Endlich geht's los: Um 10:30h ist es soweit. Ein Lotse ist an Bord und zwei Schlepper ziehen uns aus dem Hafenbecken. America here I come!!!! Der Lotse klettert nach getaner Arbeit über eine Strickleiter die Bordwand hinunter, wo er vom Tenderboot abgeholt wird. Eine wirklich filmreife Szene!! Wir drei stehen staunend und dauerfotografierend an Deck und geniessen den Augenblick! Die Sonne scheint und das Meer ist ruhig, also holen wir die Sonnenstühle. Wir fahren an der Ligurischen Küste entlang nach Frankreich, noch haben wir Land in Sicht.
Der Kapitän lädt uns auf die Brücke ein und erklärt uns, dass wir dort jederzeit auf See willkommen sind. Toll!!! Extrem interessant, mit wie viel Technik das Schiff ausgestattet ist, und im Notfall doch alles per Hand gemacht werden muss!!! Absolut Klasse!!!
Für den Abend haben wir uns den vierten Mann zum Dog spielen gesucht.
5.August
Heute fahren wir zwischen Mallorca und Ibiza durch und weiter der spanischen Küste entlang an Benidorm vorbei. Es ist unser erster Seetag. Am morgen wird der Pool für uns mit warmen Mittelmeerwasser gefüllt. Das Wasser strömt durch zwei Düsen herein sodass wir gleichzeitig eine wunderbare Thalassomassage bekommen!!!!
Am Nachmittag zeigt uns der Chief engineer den Maschinenraum. Wow!!!Eine ganze Stadt unter Deck!!!... Bis zu vier Meter unterm Wasserspiegel. Alle technischen Anlagen sind Computergesteuert. Das Schiff hat auch eine Wasseraufbereitungsanlage und eine Kläranlage. Die Verantwortlichen sitzen in ihren Kabinen und überwachen das gesamte System.
6. August
Morgens legen wir in Algecieras an. Nachdem der Agent und die Zollbehörde an Bord waren, haben wir bis 18:00h Landgang. Wir entschliessen uns, nach Gibraltar zu fahren, dessen Felsen wir sehr gut von Bord aus sehen können. 20 Minuten dauert die Fahrt mit dem Taxi zur Grenze, dann müssen wir zu Fuss über den Zoll. Interessant ist der Flugplatz: Die einzige Zufahrtsstrasse in die Stadt führt mitten durch durch die Rollbahn. Flugzeuge haben Vorfahrt!
Die historische Innenstadt ist voller Touris uns gar nicht mehr so „british“, aber meine Scones mit clotterd cream habe ich trotzdem gegesssen.
Abends laufen wir mit einer Stunde Verspätung aus. Durch die Strasse von Gibraltar begleiten uns hunderte von Delfinen!!!!
7.August
Nach dem Frühstück ruft uns der Kapitän Lautsprecherdurchsage auf die Brücke. Nur unser Frankieboy ist nicht zu finden, doch ausgerechnet ihm galt eigentlich der Aufruf. Eine vorbeifahrende französische Yacht hatte sich gemeldet und keiner auf der Brücke konnte französisch und die Skipper wollten kein englisch verstehen. Also musste mal wieder Susannchen mit den suboptimalen Französischkenntnissen ran. Zuerst habe ich probiert zu erfahren, was die lieben Leute überhaupt wollten, aber sie meinten nur das sie Franzosen seien. Wahrscheinlich dachten sie, das die Amber ein französisches Schiff sei. Die Reederei ist Französisch, das Schiff fährt jedoch unter englischer Flagge. Mittlerweile hatte unsere Besatzung unseren verschollen geglaubten Frankie gefunden. Als er endlich auf die Brücke kam, und endlich kapierte, wie das Funkgerät funktionierte, waren die anderen schon soweit ausser Reichweite, dass er nur noch verschwommen verstand, dass sie die Amber nur grüssen wollten!!!!
Wir drei haben dann wieder unsere Runden ums Schiff gedreht, wobei wir eindeutig den Bug als unseren Lieblingsort ausgesucht haben, denn dort ist es am stillsten und man kann am besten das Meer beobachten. Natürlich kamen auch Delfine vorbei, die mit uns um die Wette schwammen. Direkt vor der Nase der Amber!!!! ...und natürlich hatte keiner von uns die Kamera betriebsbereit!!!!! Drei Wale, Vögel und fliegende Fische konnten wir auch beobachten.
Abends ging unsere Dogrunde weiter.
8. August
Heute ist Sonntag und die See kräuselt sich. Wir bekommen täglich die Weltnachrichten, sowie unsere genaue Position mit den Wetterdaten und Seegang ausgedruckt. Um 12:00h sind wir auf 39°01N Breite und 17°40W Länge Wind in Knoten: NO/20 und ie See in Merern: NO2,7.
Wir drei „Künsteler“ (O-Ton Francois) sitzen zusammen und komponieren den „Ambersong“. Naja.
Zu den Mahlzeiten gibt es heute Wein. Apropos Essen: Einfach vorzüglich!!!!! Abwechslungsreich, nicht zu viel Fett, viel Gemüse, jedes Mal gemischter Salat mit Essig und Öl zum selber mischen. In die Suppen schauen mehr Augen rein als raus! Die Hauptmahlzeiten sind ausgewogen und nicht zu gross. (Nachschlag könnte man immer haben) Und zum Nachtisch gibt's meistens frisches Obst aber auch manchmal Kuchen, Eis oder Pudding. Alles in allem kann ich sagen: Dosenfutter oderTütenfrass sind mir hier noch nicht begegnet, und das Essen ist sehr gut und bekömmlich!!!!
Zum Thema Langeweile: Vollkommen unbekannt!!!! Ich finde immer was zu tun! Ein bis zweimal täglich gehe ich schwimmen, wir treffen uns zum Tiere beobachten, zum Kaffee trinken, gehen auf die Brücke oder drehen unsere Runden ums Schiff. Also ich kann gar nicht genug Meer sehen!!!! Ich komme kaum zum Lesen!!! Geschweige denn zum Tagebuch schreiben oder ausruhen!!!
Abends sitzen wir zusammen zum spielen, Musik machen oder einfach nur bei einem Gläschen Wein!
Sport gibts auch genug: eine runde ums Schiff misst fast ein Kilometer, den Kaffee holen wir fünf Etagen tiefer zu Fuss, dort ist auch unsere Messe. ...Und dann gibt es ja noch den Fitnessraum und den Pool!!!
Beinahe hätte ich es vergessen: ab Heute stellen wir drei Tage lang die Uhr jeweils eine Stunde zurück. Ab Heute Abend gilt die Azorenzeit!