Sonntag, 27. Februar 2011

Shosholoza

Ich entscheide mich, für die Strecke nach CT die Bahn zunehmen. Der sogenannte Shosholoza gilt als sicher und bequem, es dauert allerdings 2 Nächte. Die Reise fängst schon mal gut an: Von Durban nach Pietermaritzburg werden wir auf Busse umgeleitet und mit 3 Std Verspätung geht es dann endlich los!!! Das Bett ist gemütlich und ich teile mein Abteil mit Rachel einer 75jährigen Lebedame, die „cool beer and hot men“ bevorzugt!!! Sie ist auf dem Weg zur Beerdigung ihres Bruders in CT und schimpft wie ein Rohrspatz über den ihrer Meinung nach schlechter werdenden Service (es gibt nur noch 2 Klassen. Die de-luxe (=Tourist-)Klasse wurde aufgehoben).... und das Bier war anfangs nicht gekühlt. Ich hingegen habe schon Schlimmeres erlebt und staune, wie sauber die Toiletten und die Dusche gehalten werden....Und jetzt geniesse ich meine Reise. Wir ziehen an endlos scheinenden Sonnenblumenfeldern vorbei. Sonnenblumen im Februar !!! Einfach toll! Zwischendurch taucht mal eine Antilope oder ein Warzenschwein auf. Wir fahren mehrheitlich durch den Freestate, der vor allen Dingen landwirtschaftlich geprägt ist. Der Zug hält noch oft bevor wir in Bloemfontein eintreffen, und das jedesmal mindestens 20 Minuten. Es ist interessant das bunte Treiben auf den jeweiligen Bahnhöfen zu beobachten. Die Strecke verläuft von Bloemfontein hoch nach Kimberley, also quer durchs Land. An den Bahnhöfen warnen mich die Weissen, das Fenster zu öffnen (Diebe). Wobei ich sagen muss, dass ich mich sehr sicher fühle, denn im Zug fährt eine Polizeipatrouille mit. Auch hier habe ich den Eindruck, dass die Weissen noch in den tiefsten Apartheid Zeiten leben. Besonders im Freestate scheinen die Leute erzkonservativ zu sein. Mittlerweile lerne ich mehr und mehr Mitreisende kennen, wir verabreden uns zum Essen, oder zum Kaffee. In der 2. Nacht um halb zwölf klopft die Schaffnerin an die Abteiltüre, nur um uns zu sagen, dass wir um halb zwei aufstehen müssten, um in Beaufort West in den Bus umzusteigen, da ein Güterzug entgleist sei. Wir packen vorsichtshalber schon mal alles ein und gehen dann schlafen. Um halb vier werden wir dann doch geweckt, und es heisst, dass die Busse da seien und wir raus müssten. Leider war das nur die halbe Wahrheit und wir stehen noch eine ganze Stunde vor dem Bahnhofsgebäude und warten. Ich werde ohne meinen Kaffee langsam kribbelig und fange an, die Zugbesatzung zu nerven: „Kaffee!!!“. Bis die guten Leute aufgeben und mit Kaffee für sämtliche Fahrgäste erscheinen!!! Endlich sitzen wir im Bus! Und statt um neun Uhr morgens sind wir um ein Uhr mittags in Kapstadt.

Durban

Nach einer Woche Gratisferien auf meinem Exclusivliner sind wir, der Kapitän und ich, dann doch noch in Durban angekommen! Ich surfe Bongiwes Couch in Umbilo, einem vormals weissen Mittelklassestadtteil von Durban. Dort lebt sie mit ihren drei Kindern. Wir haben sehr viel Spass, müssen aber feststellen, dass die Apartheid noch lange nicht aus den Köpfen der Leuten verschwunden ist!!! Die Weissen scheinen das Gefühl zu haben, mich vor Bongiwe retten zu müssen, und andere Leute starren uns nur an und versuchen, herauszufinden in welcher Beziehung wir zueinander stehen. Komplizierter wirds wenn Ricardo, der Pinoy Captain, auch mit von der Partie ist!!!! Es ist eine Wonne in die verschiedenen entgeisterten Gesichter zu starren!!! Was in der Welt bringt die drei zusammen????? Überall scheinen Fragezeichen herumzulaufen!!!! Einige Blacks fragen dann Bongiwe direkt, woher wir uns kennen und was uns zusammen führt! Irgendwann platzt uns der Kragen und wir erzählen den Leuten, dass wir eineiige Zwillinge sind, die nach der Geburt gerennt wurden... und was die Hautfarbe betrifft, daran arbeite ich gerade!!!! Die Weissen scheinen in ständiger Angst zu leben, Überall misstrauische Blicke!! Und wenn ich mit meinen mittelschnellen Schritten zum Überholen ansetze, drehen sich sogar muskelbepackte Bodybuilder erschrocken um!!!!! Mitlerweile fühle ich mich schon als Zulu! Ich bewege mich allein und benutze die Minitaxis als hätte ich nie etwas anderes gemacht! Dass man nur mit Auto in SA bestehen kann und dass hier jeder ein Auto hat, ist schlichtweg falsch!!!!! Das mag für die Weissen stimmen, aber die schwarze Mehrheit hat kein Auto und sie reisen trotzdem!!! Zugegeben, diese Minitaxifahrer haben oft einen wilden Fahrstil, aber wer mal den Verkehr in Asiens Metroplen erlebt hat, kann sich damit abfinden!!!!! In Durban fühle ich mich extrem wohl, und mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich die Sicherheitsstufe nicht erhöhen muss!!! Und das, obwohl ich mitten im Kuchen bin. Ja, ich trage sogar meinen Laptop herum!!!! Dabei hatte ich vor meiner Reise Warnhinweise noch und nöcher bekommen! „Pass auf, da wohnen nur Kriminelle“ - Komisch, ich habe nur freundliche, lachende Menschen getroffen!!! Als wollten mir alle Leute die Vorurteile widerlegen!!!! Am Wochenende zeigt mir Bongiwe die Stadt und wir sind auch in Ushaka Marine, einem neuen Viertel in der Nähe von Ricardos Hotel. Sein Flug geht erst am 8., so machen wir zusammen die Stadt unsicher!!! Natürlich vermisse ich mein Schiff!!!!!!! Aber Durban ist auch toll!!!! Bongiwe arbeitet als Bibilothekarin in einer Berufsschule. Einen Tag begleite ich sie und lerne ihre Kollegen und auch andere CS-ler kennen. So bekomme ich auch einen Einblick ins Schulsystem und kann mitverfolgen wie sich Teenies in Afrika benehmen. Kaum einer weiss etwas über Europa, geschweige denn die Schweiz! So wurde ich dazu verdonnert einen Kurzvortag über die Schweiz zu halten (Lieber Diplomatischer Dienst, über das Honorar sprechen wir noch!!!) Ich verstehe mittlerweile schon grob die Zusammenhänge, wenn die Leute Zulu reden, und Snowy, Bongiwes neunjährige Tochter ist eine geduldige Lehrerin... Nur diese verschiedenen Click- und Schmatzlaute kriege ich einfach nicht hin!!!!

Montag, 7. Februar 2011

Blog Conti Hongkong So, jetzt bin ich gut auf meinem vierten Schiff, der Conti Hongkong gelandet. Es ist mit 21 Jahren bereits ein älteres Semester, aber sehr gemütlich! Diesmal habe ich eine reine fillipino crew erwischt, das wird meinen Tagalogkenntnissen sehr entgegen kommen!!! Obwohl ich nur eine normale Kabine gebucht habe gibt mir der Kapitän die Eignersuite, mit abgetrennten Wohn und Schlafzimmer und freie Sicht aufs Meer!!!! Der Steward reinigt täglich meine Kabine, macht mein Bett und bringt mir jeweils frisches Obst! - Meine Güte führe ich hier ein Lotterleben!!!! - Urs, kannst bitte schon einmal einen Steward einstellen??...Damit der eingarbeitet ist, bis ich komme!!!!! Mein Wohntrakt ist bestimmt 45m2 gross! Und die haben extra für mich in Singapore noch einen neuen Fernseher und eine Stereoanlage gekauft. Es soll mir ja schliesslich an nichts fehlen!!! Sogar der Koch hat sich gefreut, für mich Vegi zu kochen!!!! Leider funktionieren hier die Aircon und der Pool nicht, ist aber beides nur halb so schlimm, denn ich bin sowieso immer nur vorne am Bug. Da könnte ich mich häuslich niederlassen...Diese Ruhe!!! Weil ich hier immer nur draussen bin, schreibe ich auch so gut wie gar nicht mehr. In der Kabine wird es einfach zu schnell zu heiss!!!! Natürlich nehme ich auch hier an den diversen Drills teil die dann mit der obligaten BBQ und mit Karaoke gefeiert werden müssen!!!! Beide Feste waren sehr gemütlich und lustig!!!! Da wir mehr als die Hälfte der Zeit durch Piratengewässer fahren, ist besondere Vorsicht geboten wenn irgendwelche Schiffe, besonders Fischerboote, seltsame Manöver in der Nähe fahren oder driften. Dann müssen wir den Kurs ändern und uns so weit wie möglich entfernen. So wurden wir ZB von einem dieser Boote angefragt, ob wir ihnen Reis geben könnten. Das war schonmal sehr verdächtig!!! Zur Sicherheit werden nachts die Wachen verstärkt und so übernehme ich die Wache von 20:00 bis Mitternacht, als zweiter Lookouter zusammen mit dem 3. Offizier und einem sog. AB (Abled Seaman) Der gute Mann heisst Herbert und ich erfahre auf mein Erstaunen hin, dass in den Sechzigern Deutsche Namen in den Phillippinen sehr modern waren. Samstag, 22, Januar: Die Crew beschliesst,das Fest mir zu widmen, , schliesslich werde ich ja einen Monat später 50!!!! - Da kann man ja schonmal „Happy Birthday“ singen!!!! Na und getanzt wurde natürlich auch!!! Karaoke? Karaoke, what else! Da entdeckt Susanne natürlich wieder einen Riesenfehler!! „Butsekik“ ( Siehe Bahia Grande!) fehlt auf der Liste!!!!... und die Leute können den Text nicht. Gut, dass Susannchen ihnen da auf die Sprünge helfen kann...Pong Choyla, chididi kongoloy, Butsekik, ek, ek, ek!..... Später am Abend schiebe ich wieder Wache auf der Brücke und lerne die verschiedenen Sternbilder auf der Südhalbkugel kennen. ...und dann sehen wir noch die Lichter von Reunion. - Kann ein Geburtstag schöner sein????? Die Filipinos scheinen die deutsche Küche sehr zu mögen. Es gibt Apfelpfannekuchen, Kartoffelpuffer, Rotkohl, Bauernfrühstück, oder auch Kartoffelsalat mit Würstchen! Ja, sogar Weisswurscht haben die Buam....dass die nicht noch jodeln können ist wirklich alles!!!! ....Und Samstags ist's wie bei Muttern: Eintopftag!!!!!Ich habe auch einpaar mal mit dem Koch in der Küche zusammengearbeitet. Mein Kartoffelsalat war in nullkommanix weg und eben so die einfachen Nudeln mit Tomatensosse. Montag fahren wir an Madagaskar vorbei, schippern damit aus der Piratenzone, jetzt wirds ruhiger!! ...Denkste!! mittlerweile liegen wir vor Durban vor Anker und beim Ankerlassen ist die Winde ausgestiegen, ein Rad ist gebrochen und der Anker lässt sich nicht mehr hieven!!! Weiss der Geier, wo das Ersatzteil auf die Schnelle herkommen soll!!! wir bekommen fast stündlich neue Infos. Ich darf mir Stories anhören von wegen bis zu einem Monat auf Reede liegen und so was!!! Also, Ich habe die Ruhe weg bis zum 10 Feb. Am 11. werde ich nervös und am 12. organiesiere ich meine Flucht!!!! ...Der Kapitän hier an Bord hat auch die Arschkarte gezogen: Eigentlich hätte er schon in Singapore von Bord gehen sollen, aber wie das so ist, hat sich kein Ersatz gefunden...Hier in Durban wartet im Hotel der neue Master und kommt nicht ran!!!! Morgen abend um 9 sollten wir laut Plan anlegen, Mal sehen was daraus wird!!! Sie See wird rauher und rauher, vereinzelt spülen die Wellen schon über dern Bug. Das bedeutet für mich dass ich nicht mehr daraus gehen darf, es könnte gefährlich werden. Neuste Infos lauten, dass wir am 2.Feb longside gehen. Ein guter Zeitplan, wenn er eingehalten wird,. So können wir noch ein paar Geburtstagsfeiern mitmachen... Dann verwandelt sich dieser alte Pott in ein Kreuzfahrtschiff mit Buffet Musik und Tanz! Während wir hier vor Anker liegen, vertreiben sich die Herren die wenige Freizeit mit Angeln und sind damit ganz schön erfolgreich!! der Koch hat jedenfalls alle Hände voll zu tun, die Fische zu säubern und einzufrieren.... Fillipinos lieben Fisch. Ich geniesse derweil die Ruhe am Bug und freue mich über die Fische, die an meiner Nase vorbeischwimmen. So wurde ich auch schon Zeuge des Naturgesetzes „Fressen und gefressen werden“ , als ein ca 2m langer Hai sich sein Frühstück holte. Die Party geht weiter....wir hängen noch ein paar Tage dran, denn die spareparts lassen auf sich warten...Nach der phänomenalen Tanzparty zum Geburtstag unseres 2. Engineers gehen uns die Geburtstage aus. Auf meinen Vorschlag hin, durchforsten wir jetzt unsere weiteren Familienkreise nach geeigneten Daten... Meine Güte ist das lange her, dass ich zum letzten mal Standardtänze getanzt habe...Chachacha, Jive, Foxtrott, Rumba und Boogie!!!! Damenwahl!!! Da fühlt man sich ja wie ein Hecht im Karpfenteich;-))))- Will ich hier überhaupt noch weg????? Latest schedule: am 4. Feb um 1300 longside ...Mal sehen!!!!!