Samstag, 11. September 2010

Blairsville ab 23. August

Am nächsten Morgen bin ich mit dem Greyhound von Savannah nach Atlanta gefahren. Dabei habe ich gelernt, dass ich mich wärmer ausstaffieren muss. Denn „Greyhound“ ist eigentlich ein anderes Wort für „Kühlschrank“: Es zieht aus allen Ecken. Und sogar hartgesottene, obercoole „Ya man“-Black American gangsta reisen nicht ohne eigene Kuscheldecke. Linus von den „Peanuts“ lässt grüssen! Dianne und Jim holen mich in Atlanta ab und wir fahren noch mal 2 ½ Std bis zu ihnen nach Hause, ausserhalb von Blairsville im Wald. Meine Güte wie toll man wohnen kann!!!!!! Die Beiden leben wirklich im Paradies!!! Von ihrer riesigen Terrasse aus läuft jeden Tag „Bird watch TV“ Mit direkten Blick in den Wald. Was für ein Wildwuchs! ...und überall raschelt es!!! Und doch ist da diese entspannende Ruhe, während die Schaukelstühle sanft wippen. Wir könnten auch irgendwo in Afrika sein, aber dann im letzten Jahrhundert!! Es herrscht reges Treiben um die fünf aufgehängten Vogelfutterstellen herum. Dianne und Jim waren unsere ersten Couchsurfer überhaupt und ich habe sie in Köln zum Weihnachtsmarkt wiedergetroffen. Sie sind beide äussert fidele Rentner mit hohem Reisefieber!!! Wenn sie dann doch mal zu Hause sind, arbeiten sie als Freiwillige in verschiedenen Hilfsprojekten mit. Eigentlich sind sie eingefleischte Südstaatler aus dem „Bible belt“. Da sie aber einige Zeit in Kenia gelebt und gearbeitet haben, und durch ihre vielen Reisen in alle Kontinente, haben sie ein stark erweitertes Weltbild, das schon kaum mehr in das erzkonservative Umfeld passt. Sie essen mehrheitlich vegan und achten auf gesunde Ernährung. Blairsville ist wie gesagt ein Kaff im Norden Georgias, die Landschaft erinnert an den Schwarzwald auch wenn es die Blue Ridge Mountains sind. Die Natur hier ist überwältigend: Nicht ganz so heiss und feucht wie in „Hotlanta“, aber eine mit Wald überwucherte Gegend, die man durchaus als subtropisch bezeichnen kann. Viele ältere Leute, die zuerst Florida als Alterssitz ausgewählt haben, ziehen später ins mildere und weniger mückenverseuchte Georgia. Fische, Schmetterlinge, Krebse, ja sogar eine Cottonmouth-Schlange haben unsere Wege gekreuzt. Doch eigentlich wollte ich einen Bären sehen. Zweimal in der Nacht kam er vorbei und hat den Müll durchsucht oder die Tomaten unter meinem Schlafzimmer angeknabbert, aber hat nicht daran gedacht, mich zu wecken, dieser Schlawiner..... Blairsville ist ganz ohne öffentliche Verkehrsanbindung, so sind alle die dort wohnen, auf Ihre Autos angewiesen. Jim und Dianne haben zB fünf!!! ... und Strecken die andere niemals freiwillig fahren würden, sind für sie Peanuts!!! Und heute holen wir Urs ab, d.h. wieder 2 ½ Std nach Atlanta rein und wieder zurück. Jedenfalls ist Urs jetzt da, auch wenn er sich beklagt, dass der Flughafen von Atlanta unmöglich ist. Denn neben dem normalen US-Auschecken muss man nochmals so tun, als würde man einchecken und wird mehrmals durchleuchtet. Aber der Flug war in Ordnung. Am Abend konnten wir endlich „Dog“ spielen!!!! Dianne und Jim kannten es ja schon und haben sich schon die ganze Zeit darauf gefreut!!! Mit den beiden haben wir dann auch verschiedene Wanderungen und Ausflüge in die Umgebung gemacht, unter anderem einen Teil des Apalache Trails. Ich wollte so gerne Chattanooga sehen. Jim stammt aus der Gegend. Also, nichts wie hin!!!! Der Landschaft erging es ähnlich wie dem Ruhrpott. War es früher verseucht und stinkend, ist es heute ein gutes Beispiel, wie man eine kaputte Landschaft wieder sanieren und renaturieren kann!!!!! Chattanooga, früher eine dreckige „NO go area“ , hat heute eine schöne neue Riverside zum Tennessee River hin bekommen, und ein Trip mit einem Amphibien-Fahrzeug hat uns in die Innenstadt und in den Fluss geführt – der Fahrer wusste sehr unterhaltsam viel über die Stadt und ihre Geschichte(n) zu erzählen. Jim hat uns auch seiner Mutter und seiner Tochter sowie deren Familie vorgestellt. Unsere Gastgeber sind wirklich Goldschätze!!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen